Die SBB trifft umfangreiche Vorbereitungen, um auch während der Sommerhitze einen reibungslosen und komfortablen Betrieb zu gewährleisten. Diese starten bereits im März: Die Infrastruktur wird kontrolliert und spezifische Einstellungen für hohe Temperaturen werden vorgenommen. Ist die Hitze dann da, geht es vor allem darum, die Temperatur in den Zügen für die Reisenden angenehm zu halten und das Schienennetz auf durch die Hitze verformte Gleise (Gleisverwerfungen) zu kontrollieren.
Sind alle SBB Züge mit Klimageräten ausgestattet?
Zurzeit sind rund 9100 Klimageräte in den Triebzügen, Reisezugwagen und Loks eingebaut. Dies bedeutet, dass ca. 98 Prozent aller Züge mit Klimaanlagen ausgestattet sind.
Kann die Temperatur in den Zügen vom Personal auf dem Zug reguliert werden?
Sowohl das Lokpersonal als auch die Kundenbegleiterinnen und Kundenbegleiter haben die Möglichkeit, die Temperatur im Zug um zusätzliche zwei Grad zu senken oder anzuheben. Es wird alles Maschinen- und Menschenmögliche getan, um die Temperaturen auf einem angenehmen Niveau oder an heissen Tagen zumindest unter 30 Grad zu halten.
Wie stark werden die Fahrzeuge runtergekühlt?
Die Kühlung der Fahrzeuge erfolgt automatisiert. An Hitzetagen mit Tageshöchsttemperaturen von 30 Grad oder mehr werden die Fahrgasträume rund fünf bis acht Grad abgekühlt, immer abhängig von der Aussentemperatur. Damit liegt die SBB innerhalb der geltenden europäischen Normen sowie Vorschriften des Internationalen Eisenbahnverbands UIC, die auch von ausländischen Bahnen eingehalten werden. Auf eine noch stärkere Kühlung verzichtet die SBB, um den Fahrgästen grosse Temperaturwechsel zu ersparen und den Energieverbrauch nicht hochzutreiben.
Zusätzlich werden die Sonnenstoren bei abgestellten Fahrzeugen heruntergezogen, um die direkte Sonneneinstrahlung und somit Aufwärmung der Sitzpolster und weiterer Materialien zu verringern.
Wie oft werden die Klimaanlagen in den Zügen gewartet und überprüft?
Die Wartung der Klimaanlagen ist ein systematisch wiederkehrender Prozess. So werden durchschnittlich alle 90 bis 120 Tage sämtliche Luftfilter gewechselt. In Intervallen von rund 30 bis 50 Tagen werden gezielte Prüfungen hinsichtlich auftretender Störungen auf den Zügen durchgeführt. Im sogenannten «Jahrescheck» werden mindestens einmal im Jahr umfangreiche Kontroll- und Reinigungsarbeiten, Funktionsprüfungen sowie Dichtheitsprüfungen (Leckagetests) der Kältekreisläufe aller Klimageräte durchgeführt. Im Rahmen sogenannter modularer Revisionen erfolgen darüber hinaus im gesamten Lifecycle gezielte Instandhaltungen, um verschleissintensive bzw. sicherheitsrelevante Komponenten der Klimageräte und -anlagen präventiv zu ersetzen oder komplette Klimageräte zu revidieren.
Die Funktionalität der Klimaanlagen im Betrieb wird heute zudem kontinuierlich über sogenannte Fleet-Kontrollräume in den Instandhaltungszentren überwacht.
Wie oft kommt es zu Ausfällen der Klimageräte?
Im Durchschnitt weisen von den rund 9100 Klimageräten, welche schweizweit bei der SBB im Einsatz sind, etwa 202 Klimageräte pro Tag eine Störung auf. Dies entspricht einer Fehlerquote von 0,24 Prozent. Übers ganze Jahr hinweg kommt es monatlich durchschnittlich zu rund 600 Störungen. Tendenziell sind es etwas mehr Störungen im Sommer als im Winter.
Was müssen Reisende im Sommer besonders berücksichtigen?
Sommerzeit ist Bauzeit, auf der Strasse wie auch auf der Schiene. Vor allem während der Sommermonate laufen in der ganzen Schweiz am Schienennetz Bau- und Unterhaltsarbeiten. Diese beanspruchen den Betrieb zusätzlich und haben teilweise Fahrplanänderungen zur Folge. Änderungen sind im Onlinefahrplan berücksichtigt. Reisende werden gebeten, vor der Reise den Onlinefahrplan unter www.sbb.ch/fahrplan oder in der SBB Mobile App zu konsultieren und ihre Verbindung zu prüfen.
Wie schützen sich die Mitarbeitenden auf den Baustellen vor Hitze?
Die SBB legt grossen Wert darauf, dass sich die Mitarbeitenden auf den Baustellen vor der Hitze und der Sonne schützen. Sie stellt den Bauteams Mineralwasser und Sonnencrème zur Verfügung.
Die SBB gibt ihren Mitarbeitenden folgende Ratschläge:
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Immer Körper bedeckende Kleidung tragen.
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Sonnenschutzmittel (mindestens Schutzfaktor 30) 20 Minuten vor Sonneneinstrahlung auftragen, insbesondere auf stark exponierte Körperstellen wie Nase, Hals und Ohren.
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Eine Kopfbedeckung, welche den Nacken schützt, und eine Sonnenbrille mit 100 Prozent UV-Schutz tragen. Diese Artikel müssen die geltenden Sicherheitsbestimmungen einhalten.
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Genügend und regelmässig trinken. Wasser oder leicht gesüsster Tee sind gesüssten Getränken vorzuziehen.
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Regelmässig kurze Pausen im Schatten machen.
Kann eine langanhaltende Hitze zu technischen Störungen führen?
Die Anlagen der SBB sind auf sehr heisse und sehr kalte Temperaturen ausgelegt. Dennoch kommt es bei extremen Temperaturen vor, dass einzelne elektronische Komponenten – wie beispielsweise Signalanlagen – überhitzen und Störungsmeldungen anzeigen. Die Stellwerke sind klimatisiert.
Kann die Hitze Schienen verformen?
Bei anhaltend starker Hitze können die Schienen bis zu 60 Grad heiss werden. Extreme Temperaturen können zu Verformungen der Gleise führen. Diese Verformungen werden Gleisverwerfung genannt. Sie treten bei alten Gleisen auf oder nach Arbeiten an der Fahrbahn, wenn das Gleis noch nicht eingefahren und konsolidiert ist. Das moderne Gleis hält auch Hitzeperioden stand. Im gesamten Netz der SBB werden durchschnittlich nur drei bis sieben Verwerfungen pro Jahr registriert und beseitigt.
Wie erkennt man eine Gleisverwerfung?
Die Hauptstrecken werden alle zwei bis vier Wochen von speziell ausgebildeten Streckeninspektoren kontrolliert. Durch die regelmässigen Kontrollgänge auf allen Strecken werden hitzebedingte Gleisverformungen schnell entdeckt. Meist reicht als Sofortmassnahme eine Reduktion der Geschwindigkeit auf diesem Abschnitt. Anschliessend wird eine Korrektur der Gleislage und wenn erforderlich auch ein Schienenwechsel vorgenommen. Zudem kennen Lokführerinnen und Lokführer ihre Strecken und registrieren eine Verwerfung der Fahrbahn.
Mehr dazu in der Reportage auf SBB News «Ob brütende Hitze oder Regenguss: Sicherheit geht vor».
Welche Massnahmen unternimmt die SBB, um die Gleisverwerfungen zu minimieren?
Das Risiko für Gleisverwerfungen kann durch Beton- anstelle von Holzschwellen gesenkt werden. Diese setzt die SBB bereits vermehrt ein. Diese Betonschwellen können quer wirkende Kräfte besser aufnehmen: Sie federn den Druck besser ab, der durch das sich bei Hitze ausdehnende Metall der Schienen entsteht.
Müssen die Schienen gekühlt werden?
Das Ziel ist es, die durch die Hitze entstehenden Kräfte in der Schiene gänzlich über die Schienenbefestigungen und die Schwellen in den Schotter und Untergrund abzutragen. Wenn das nicht ausreicht, werden die Schienen durch Wasser aus Wassertankwagen gekühlt. Das ist ein effizientes Mittel, um Schienenverformungen zu verhindern und es wird bei besonders exponierten Stellen, alten Gleisen oder nach Unterhaltsarbeiten angewendet.
Malt die SBB die Schienen weiss an?
Der weisse Anstrich von Schienen ist aufwändig und hat mehrere Nachteile. Zum Beispiel können die Streckeninspektoren allfällige Risse in der Schiene schlechter erkennen (siehe auch «Wie erkennt man eine Gleisverwerfung?»). Zudem lässt ein Nutzen mit der zunehmenden Verschmutzung der Farbe nach. Untersuchungen der SBB sowie auch der DB und ÖBB haben eine Reduktion von Schienentemperaturen von rund fünf Grad ergeben. Dies ist in Anbetracht des Aufwands und der verschiedenen Nachteile zu wenig signifikant, weshalb die SBB darauf verzichtet, ihre Schienen weiss anzustreichen.
Die SBB unternimmt alles, um auch bei hohen Temperaturen einen möglichst reibungslosen Bahnverkehr zu gewährleisten (siehe auch SBB News Artikel «Im Zug durch den Sommer: Cooles Klima auch an heissen Tagen»). Da die Hitze aber auch der Infrastruktur und den Anlagen zu schaffen macht, sind – gerade auch in Kombination mit Baustellen – Störungen und Verspätungen möglich.
Die Kundeninformation ist für die Reisenden in Störungsfällen zentral. Die SBB informiert mit Anzeigen und Durchsagen in den Bahnhöfen, in den Zügen sowie online über die Auswirkungen einer Störung und alternative Reisemöglichkeiten.
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